Immer neue Entwicklungsschritte und Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) sind bereits seit mehreren Jahren ein Thema. Mit dem Start von ChatGPT ist diese nun auch im Alltag von Millionen Menschen angekommen und hat einen regelrechten Hype ausgelöst. Sowohl im kollektiven Bewusstsein als auch an den Börsen. Wenige zweifeln daran, dass die Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unsere Wirtschaft und die Arbeitswelt verändern wird. Bei so viel Vorschusslorbeeren sollten Anleger trotzdem genau hinschauen: Wer sind zukünftig tatsächlich die größten Profiteure der neuen Technologie und sind diese noch fair bewertet?
Wie hoch der Stellenwert der KI auch in Deutschland ist, hat sich Anfang November gezeigt. Mehrere große Investoren aus der deutschen Wirtschaft verkündeten gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck den Einstieg beim deutschen KI-Unternehmen „Aleph Alpha“. SAP-Produktchef Thomas Saueressig, Bosch-Digitalchefin Tanja Rückert und der Digitalvorstand Rolf Schuhmann von der Schwarz Gruppe sicherten dem Start-Up aus Heidelberg nicht nur Investitionen in Höhe von 500 Millionen Dollar, sondern auch Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe zu.
Im Vergleich zu den 20 Milliarden Dollar, die angeblich allein Microsoft in den ChatGPT-Entwickler OpenAI gesteckt hat, mag diese Summe zwar vergleichsweise klein anmuten, sendet aber eine wichtige Botschaft: Deutschland und Europa möchten nicht in eine technologische Abhängigkeit geraten. Denn die Entwickler der wichtigsten KI-Sprachmodelle sitzen aktuell überwiegend in den USA und China. Sollte diese Technologie zukünftig zum allgegenwärtigen Alltagsassistenten werden, will Europa unbedingt auch über eigene Alternativen verfügen. Zu häufig wurden in den letzten Jahren wichtige technologische Entwicklungen verschlafen und mit Neid auf die US-Tech-Riesen aus den USA geschaut.
Das Beispiel „Aleph Alpha“ zeigt auch, dass es im Markt der Künstlichen Intelligenzen noch Nischen gibt, die findige Unternehmen besetzen können. Anstatt einfach eine deutsche Variante von ChatGPT zu entwickeln, spezialisierten sich die Heidelberger ganz gezielt auf Anwendungen für Unternehmen und Behörden. Zudem bietet ihre KI eine entscheidende Innovation: Im Gegensatz zu den großen Konkurrenten kann ihr Sprachmodell eigene Aussagen belegen und selbst auf etwaige Widersprüche hinweisen.
Eine Erfolgsstory aus dem Bereich KI und Digitalisierung wäre wichtig für die deutsche Wirtschaft. Denn längst ist klar, dass für weiteres Wachstum – bei gleichzeitig alternder Bevölkerung und Fachkräftemangel – die Produktivität deutlich gesteigert werden muss. Einen solchen Produktivitätsschub könnte die Künstliche Intelligenz durch ihre Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten bieten.
Insbesondere bei der Automatisierung von wiederholenden und zeitaufwendigen Aufgaben spielt sie ihr Potential aus. Durch maschinelles Lernen können Algorithmen dazu trainiert werden, bestimmte Prozesse eigenständig zu erledigen. Dies führt nicht nur zu einer erheblichen Zeitersparnis, sondern ermöglicht es den Mitarbeitern auch, sich auf anspruchsvollere und kreativere Aufgaben zu konzentrieren. Diverse Modelle können zudem große Mengen von Daten in Echtzeit analysieren und wertvolle Einblicke liefern. Unternehmen können damit Muster und Trends erkennen, die für menschliche Analysten schwer zu identifizieren wären. Dieser datengetriebene Ansatz ermöglicht eine präzisere Planung und strategische Ausrichtung.
Die Zukunftschancen dieser Technologie lassen sich in diesem Jahr auch an der Aktienkursentwicklung von vielen Technologieunternehmen ablesen. Die Auswahl der richtigen Werte war für Anleger und Fondsmanager dabei aber gar nicht so einfach. Im allgemeinen Hype wurden kurzfristig auch die Aktienkurse von Unternehmen nach oben getrieben, die keine wirklichen Innovationen oder langfristige Strategien vorweisen konnten. Genau so schnell wie sie nach oben gingen, fielen die Bewertungen dieser Aktien auch wieder.
Grundsätzlich profitieren insbesondere Unternehmen, die bereits über zahlreiche Nutzerdaten verfügen und bereits Erfahrung mit künstlicher Intelligenz haben, wie Meta (ehem. Facebook), Amazon, Apple, Google und Twitter. Hinzu kamen Chiphersteller, deren Halbleiter-Technologie Grundlage der Künstlichen Intelligenz ist und damit erstmal unverzichtbar bleiben. Viele Fondsmanager haben aber auch weitere Bereiche ausgemacht, die langfristig von KI profitieren sollten:
Soziale Medien und Marketing
KI hat einen erheblichen Einfluss auf soziale Medien. Plattformen verwenden KI-Algorithmen für personalisierte Werbung, basierend auf dem individuellen Nutzerverhalten. Die Technologie ermöglicht außerdem die Gesichtserkennung, um Fotos und Videos zu organisieren.
E-Commerce
Personalisierte Produktempfehlungen basieren auf KI-Analysen von Nutzerverhalten und Präferenzen. Die Logistik wird durch KI-optimierte Routenplanung und Bestandsverwaltung effizienter gestaltet. Dadurch werden nicht nur operative Kosten gesenkt, sondern auch die Kundenzufriedenheit gesteigert.
Automobilindustrie
KI revolutioniert die Automobilindustrie, insbesondere im Bereich autonomes Fahren. Fahrerassistenzsysteme, die auf maschinellem Lernen basieren, sollen die Sicherheit auf den Straßen verbessern. Die Vernetzung von Fahrzeugen wird durch KI ermöglicht, was zu fortschrittlicheren und effizienteren Transportlösungen führt.
Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen spielt KI eine entscheidende Rolle bei der Analyse großer medizinischer Datenmengen. Die Technologie unterstützt Ärzte bei präziseren Diagnosen und ermöglicht personalisierte Behandlungsansätze. KI trägt dazu bei, medizinische Forschung voranzutreiben und den Zugang zu individualisierter Medizin zu erleichtern.
Alles in allem wird deutlich, dass Künstliche Intelligenz einen großen Einfluss auf viele Bereiche der Wirtschaft hat. Der Einsatz von KI verbessert Abläufe, eröffnet neue und innovative Lösungen und fördert die Entstehung fortschrittlicher Produkte und Dienstleistungen. So sorgt KI dafür, dass Unternehmen effizienter arbeiten können, indem sie intelligente Technologien nutzen, die nicht nur bestehende Prozesse optimieren, sondern auch Raum für völlig neue Ideen und Entwicklungen schaffen.
Fazit: Mit dem Aufkommen des KI-Zeitalters sollten Investoren das große Potenzial dieser Technologie nicht ignorieren. Doch wie uns frühere technologische Fortschritte bereits gezeigt haben, ist es für Anleger einfach, sich von den neuesten Megatrends mitreißen zu lassen. Viel schwieriger ist es jedoch, zu erkennen, welche Unternehmen letztendlich zu den Gewinnern gehören werden. Bei der Anlage sollte der Fokus dabei nicht ausschließlich auf den Anbietern von Sprachmodellen oder anderen KI-Lösungen liegen. Auch im Bereich der Hardware rund um das Thema KI wird es diverse Gewinner geben. Hinzu kommen Unternehmen, deren Geschäftsmodelle nichts direkt mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben, aber durch ihre Nutzung enorme Effizienzsteigerungen erhalten. Durch eine entsprechend breite Streuung können Anleger, die auf eine KI-Revolution setzen, ihr Risiko deutlich verringern.
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Copyright/Quelle/Zuerst erschienen bei: www.netfonds.de
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