So schwierig das vergangene Jahr mit Corona und all seinen Folgen auch war, so versöhnlich ist es an den Aktienmärkten zu Ende gegangen. Denn egal ob US-Wahl, Brexit-Chaos oder zweite Corona-Welle: Für Anleger endete 2020 mit einer Börsenrallye.
US-Wahl bringt neuen Präsidenten – und vielleicht auch Trendwende?
Zu Beginn des letzten Quartals 2020 trat das Dauerthema Corona kurzfristig in den Hintergrund. Zunächst ging die US-Präsidentschaftswahl zwischen Donald Trump und Joe Biden – von Medienvertretern zur Schicksalswahl erklärt – in die heiße Phase und war auf den ersten Blick knapper als zuvor erwartet. Nach Tagen der Unsicherheit und Wochen vergeblich angestrengter Klagen des Trump-Teams steht inzwischen fest: Joe Biden wird 46. Präsident der Vereinigten Staaten. Zugleich sorgt die Machtkonstellation im Senat dafür, dass Biden vieles nicht wird umsetzen können.
Bei Anlegern und Unternehmen sorgte dieses Ergebnis kurzfristig für Euphorie, da hiermit Konjunkturprogramme bei fortgesetzt niedrigen Steuern wahrscheinlich bleiben. Langfristig hoffen insbesondere die US-Handelspartner auf ein engeres und verlässlicheres Verhältnis, von dem alle Seiten profitieren sollten.
Corona: Zwischen Angst vor zweiter Welle und Hoffnung auf Impfstoffe
Die vielleicht wichtigste Nachricht kam im vergangenen Quartal aber nicht aus Washington, sondern aus Mainz. Mit der Bekanntgabe der Fortschritte bei der Impfstoff-Entwicklung löste das dort ansässige Unternehmen Biontech eine Kurserholung an den globalen Aktienmärkten aus und machte das Krisenende erstmals greifbar.
Die positiven Nachrichten fielen in eine kritische Phase, in der die zweite Corona-Welle Europa und die USA mit voller Wucht getroffen hatte. Gegenmaßnahmen wie strikte Lockdowns, die Wirtschaft und das öffentliche Leben ausbremsten, konnten aber auch die verschiedenen Impfstoff-Hoffnungen nicht verhindern.
Die Regierungen weltweit stehen nun vor der schwierigen Aufgabe, möglichst viele Menschen möglichst schnell mit Impfstoffen zu versorgen, um ein gewisses Maß an Normalität wiederherzustellen. Die Börsen scheinen diese Entwicklung bereits vorweggenommen zu haben und die Kurssteigerungen zeigen den offensichtlichen Optimismus.
Auch wenn 2021 in vielen Ländern mit einem Lockdown beginnt, stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. So rechnen die Volkswirte der DZ Bank mit einer starken Erholung der Industrienationen (siehe folgende Tabelle).
Quelle: DZ Bank 2020
Notenbanken und Regierungen stemmen sich weiter gegen die Krise
Wichtiger Faktor für die gute Stimmung der Marktteilnehmer ist auch die schnelle und konsequente Reaktion von Politik und Zentralbanken. Niedrigzinsen, Rettungspakete, Konjunkturprogramme, Steuersenkungen und Maßnahmen wie die Kurzarbeit verhinderten verheerende Arbeitslosenzahlen und Firmenpleiten.
Die Institutionen scheinen also aus der Finanzkrise gelernt zu haben und hatten die richtigen Maßnahmen in der Schublade.
Die Stützungsmaßnahmen sorgen aber gleichzeitig für eine global steigende Staatsverschuldung, die auch die Niedrigzinspolitik auf unabsehbare Zeit zementiert. Dies bedeutet weiterhin kein gutes Umfeld für Anleihen. Lediglich risikoreichere Unternehmensanleihen oder Bonds aus Schwellenländern konnten zuletzt ein attraktives Renditepotential bieten. Eine baldige Änderung dieses Trends scheint unwahrscheinlich und so werden die Aktienquoten in vielen Anleger- und Mischfonds-Portfolios weiter steigen.
Pünktlich zu Weihnachten räumten die EU und Großbritannien mit dem drohenden harten Brexit sogar noch das zweite Dauerthema ab. Ob und wie das am 24. Dezember getroffene Abkommen die Knackpunkte der künftigen Handelsbeziehungen beider Seiten letztlich wirklich klärt, muss sich zwar erst zeigen. An den Märkten, die das Hard-Brexit-Szenario ohne Übereinkunft schon notgedrungen eingepreist hatten, dürfte die Nachricht dennoch für Erleichterung sorgen.
China als Retter der Weltkonjunktur
Ein überraschender Stabilitätsanker im Aktienbereich war 2020 Asien – allen voran China. Nicht zuletzt wegen des Umgangs mit der Corona-Pandemie sowie den überraschend schnell sinkenden Ansteckungszahlen waren asiatische Unternehmen weniger stark von der Krise betroffen und konnten relativ schnell auf den Wachstumspfad zurückkehren.
Für China hat hier die robuste Binnennachfrage eine entscheidende Rolle gespielt und wird für den gesamten asiatischen Wirtschaftsraum mit jedem Jahr wichtiger. Hinzu kommt das im November beschlossene Freihandelsabkommen „RCEP“, in dem 15 Asien-Pazifik-Staaten zusammenkommen. Dieser größte Handelsblock umfasst nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung und 30% des globalen Bruttoinlandsprodukts. Der Deal beweist: Die Zukunft der internationalen Ordnung wird immer stärker in Asien entschieden.
Rohstoffe: Goldpreis stagniert, Ölpreise im Aufwind
Gold machte Anfang des Jahres noch seinem Ruf als Krisenwährung alle Ehre und profitierte von Krise und Unsicherheit an den Börsen. Vom Allzeithoch im Sommer ging es zuletzt aber eher nach unten und auch im letzten Quartal stagnierten die Preise von Gold und Silber.
Optimistischere Anleger sahen die Chancen wieder stärker an den Aktienmärkten und ließen Edelmetalle links liegen. Langfristig sehen Experten aber immer noch Chancen für weitere Rekordhochs. Schuld sind die Niedrigzinsen und die Angst vor einer anziehenden Inflation – grundsätzlich Kurstreiber für Gold und Silber.
Ganz anders die Situation beim Öl: Eher ein Indikator für die Weltkonjunktur, konnte der Ölpreis im letzten Quartal um ca. 15% zulegen. Der Barrel Öl kostete damit wieder um die 50 US-Dollar und damit mehr als doppelt so viel wie im Frühjahr. Die weitere Entwicklung wird aber nicht nur vom Wirtschaftswachstum, sondern auch von den Öl-Fördermengen abhängen. Sollten etwa Saudi-Arabien und Russland die Produktion hochfahren, könnte dies erneut Druck auf die Preise ausüben.
Fazit: Die Corona-Pandemie ist auch zum Start des neuen Jahres noch nicht ausgestanden und wird uns noch über mehrere Monate begleiten. Trotzdem können Anleger optimistisch auf 2021 blicken. Mit dem Impfstoff ist auch die Hoffnung an die Börsen zurückgekehrt. Ein erneuter Zusammenbruch internationaler Lieferketten scheint damit unwahrscheinlich und die Regierungen, Notenbanken und Entscheider haben aus 2020 gelernt.
Das heißt nicht, dass Unternehmen es im ersten Halbjahr 2021 leicht haben werden, aber Börsen handeln bekanntermaßen die Zukunft. Niedrigzinsen, Gewinnwachstum, gewaltige Konjunkturprogramme und eine wieder engere Handelspolitik sind jedenfalls gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum.
Grund genug, um mit Zuversicht ins neue Jahr zu gehen.
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2. DZ Bank 2020
Copyright/Quelle/Zuerst erschienen bei: https://www.netfonds.de
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